Der Kriminalroman  Der Richter und sein Henker

Immer wieder irren Schulklassen und Einzelpersonen aus Deutschland und der Schweiz durch unsere Gegend auf den Spuren des Krimis Der Richter und sein Henker. Wo genau fand Clénin den blauen Mercedes? Wo warteten Bärlach und Tschanz nachts in der Schlucht? Wo steht Gastmanns Villa? 

Dürrenmatts Buch bringt Leute in unsere Gegend, die Geschichte um Schuld und Sühne, die rings um die geheimnisvolle Twannbachschlucht spielt, interessiert und fasziniert immer noch. 

Dürrenmatt am Tatort  Der Richter und sein Henker

Im Sommer 2016 wurde genau da, wo Dürrenmatt seinen Krimi 1950 schrieb, das Werk als Freilichttheater aufgeführt. 

Unsere ursprüngliche Idee, den Krimi an verschiedenen Spielstationen zu spielen, wo das Publikum mit den Darstellern von Spielort zu Spielort wechseln würde, musste aus technischen Gründen aufgegeben werden. Wir fanden dafür auf dem Weingut Festi der Familie Teutsch in Schernelz einen Ort, wo wir unser Vorhaben verwirklichen können. So wurde im Sommer 2016 der Kriminalroman Der Richter und sein Henker  66 Jahre nach seiner Entstehung als Freilichttheater da aufgeführt, wo er entstand – buchstäblich am Tatort.

Der Tatort

Dürrenmatt wohnte in Schernelz zuerst im Dorf und zog dann auf die Festi ins Nachbarhaus der Familie Teutsch. Und genau da spielen wir das Stück.

Das Weingut “ Festiguet“ der Familie Teutsch hat wohl die schönste Aussicht der Region. Das Auge schweift über den Bielersee mit der St. Petersinsel, Erlach schmiegt sich an den Jolimont, die Jurakette verschwindet im Südwesten wie im Nordosten im Dunst der Ferne.

Das ehrwürdige Winzerhaus mit seinem Garten bietet  ideale Möglichkeiten für eine Inszenierung mit raschen Schauplatzwechseln.

Mit geschickter Licht- und Tonregie können die verschiedenen Spielorte hervorgezaubert werden. Die Szene in einer Kneipe in Istanbul beispielsweise: Ein Kneipentisch in enger werdendem Lichtkegel, Schnapsflaschen, Rauch, farbiges Licht, daraus hervor tritt eine Bauchtänzerin, türkische Musik… ich überlasse die weiteren Bilder Ihrer Vorstellungskraft.

Friedrich Dürrenmatt

Der junge Friedrich Dürrenmatt lebte mit seiner neu gegründeten Familie ab 1948 in Schernelz über dem Bielersee. Als Philosoph ohne Universitätsabschluss und frei schaffender Autor lebte er mehr schlecht als recht. Mit dem Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“, der 1950 in der Zeitschrift „der Schweizerische Beobachter“ als Fortsetzungsroman erschien, machte er sich erstmals auch ausserhalb des Theaters einen Namen. Die Familie Dürrenmatt zog 1952 nach Neuchâtel, wo der Dichter den Rest seines Lebens verbringen sollte. 

Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen geboren, er starb 1990 in Neuchâtel. Er hinterliess Theaterstücke, Theaterschriften, Hörspiele, Romane, umfangreiche Stoffe, Essays, Reden, und ein grosses zeichnerisches Werk. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt, er gewann zahlreiche Kunstpreise. Friedrich Dürrenmatt gilt als einer der bedeutendsten Autoren der Schweiz des 20. Jahrhunderts. Werke wie „Der Besuch der alten Dame“ oder „Die Physiker“ gehörten auf die Spielpläne aller Bühnen und werden heute noch gespielt. 

Fragen wie: Agiert der Mensch oder ist er ein Spielball des unberechenbaren Schicksals? Gibt es Freiheit oder bleibt sie unerreichbares Ideal? – ziehen sich durch sein geschriebenes und zeichnerisches Werk.

> Centre Dürrenmatt Neuchâtel

Unser Mentor

Urs Feitknecht, der leider im Jahr 2013 verstorbene Mentor unserer Region, hat es immer wieder verstanden, regional und überregional zu denken. Seine Visionen wurden zu Projekten, deren Ausstrahlung uns noch lange begleiten wird. Das wird beim Freilichttheater „Der Richter und sein Henker“ nicht anders sein. Es war natürlich Urs Feitknecht, der 2013 die Initialzündung zu diesem Vorhaben gab!

Daneben seien zwei weitere Beispiele aus seiner vielfältigen Arbeit erwähnt:

  • Aus der Idee, das alte Pfropfhüsli in Twann zu retten, entstand eine im ganzen Land bekannte Degustationsstelle für unsere regionalen Weine. Zur Finanzierung derselben initiierte Urs Feitknecht die beiden grandiosen Nächte der „Viniterra“ und der „Vocis Terra“, wo der Licht- und Tonkünstler Ueli Studer den ganzen Rebberg in Kerzenlicht tauchte respektive erklingen liess. Aus der selben Idee entstand auch die Chaîne Viniterra, die heute 700 Mitglieder aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland hat.
  • Aus dem Rousseaujahr 2012 machte Urs Feitknecht ein international beachtetes Ereignis, indem er Produktionen selber anregte und alle Events in einem schönen Führer zusammenfasste.